Aus den letzten Jahrzehnten vor dem Brand des Burgschlosses Hohenburg sind uns noch einige Texte und Abbildungen überliefert, die die Ausstattung und Nutzung der Burg um 1700 herum dokumentieren. Unsere virtuelle Rekonstruktion der Burg zeigt genau diesen Zustand, wenige Jahre vor dem Brand.
Über die Dächer zu den Gebäuden
Für das 17. Jahrhundert führte Stephan Glonner mehrere Dachdeckungsmaßnahmen an, die uns Hinweise auf die Dachflächen und damit auch die Gebäudegröße liefern. Dabei werden 4 verschiedene „Gebäudlichkeiten“ genannt: Saal, Tor, Torstube und Althaus.
Ein „Inventarium über die bei dem Freiherrl. Hörwarthischen Schloß Hohenburg vorhandene Varnuß [Fahrnis = bewegliches Vermögen]“, das der Richter Joh. Stephan Zöpfl zu seinem Amtsantritt 1668 erstellt hat, gibt Auskunft über die Nutzung von Räumen.
Althaus
Der Richter, also Verwalter der Burg und Hofmark im Auftrag des Grafen, wohnte hier im Ostflügel. Über seiner Wohnung befand sich der alte, kleine Saal.
Im Südflügel gab es einige Lagergewölbe, eine Badstube, einen Pferdestall, eine Backstube und einige Kammern. Im gesamten Gebäude gab es außerdem drei Küchen.
Nach Osten angeschlossen ans Althaus befand sich ein Gebäude, das wahrscheinlich in früheren Zeiten ein Wehrturm Richtung Hirschbachtal war und um 1700 als Waffenkammer genutzt wurde. In ihr befand sich eine große Menge an unterschiedlichsten Waffen: ca. 200 Gewehre, 83 Spieße, 7 Hellebarden, 1 Pistole, 1 Armbrust, 2 Schwerter und jede Menge andere Ausrüstung.
Nach Westen schloss sich der sogenannte Mauerstadl und Kuhstall an. Er verband das Althaus mit dem Palas.
Saal („Palas“)
In diesem Gebäude befanden sich die herrschaftlichen Privaträume, eine Sedlkuchl [Herrschaftsküche] und ein paar Kammern.
Der große, neue Saal befand ich im Obergeschoß. Michael Wening schrieb als Erläuterung zu seinem Stich von 1701 hinzu, dass die Saaldecke aus Zypressenholz gemacht war, und sich dort künstlerische Malereien befanden.
Am Dachboden über dem Saal ist das Feuer vom 21. Juli 1707 ausgebrochen und hat sich am leichtesten in Richtung Turm und Tor, aber auch in Richtung Althaus ausgebreitet und letzlich die Burg komplett zerstört.
Nördlich schloß sich der Bergfried an den Saal an. Dieser war im Gegensatz zur restlichen Anlage scheinbar nicht verputzt und hatte daher eine Fassade aus Quadern.
Über einen doppelstöckigen Gang konnte man vom Turm zum Torstubengebäude gelangen.
Torstubengebäude mit Kirchturm
Dieses Gebäude diente großteils der Verwaltung und war zumindest teilweise der Öffentlichkeit zugänglich. Hier befand sich die Gerichtsstube sowie Archive für die erstellten Dokumente, Urkunden und Gesetzbücher.
Im Obergeschoß war eine Wachstube (Torstube) untergebracht. Die sogenannte Uhrkammer, also die Kammer an deren Außenwand sich die Sonnenuhr befand, war zumindest um 1700 das Zimmer der Gräfin, die scheinbar gerne malte.
Außerdem war in diesem Gebäude, im östlichen Teil neben der Tordurchfahrt, die Kapelle untergebracht. Diese war scheinbar zweistöckig mit einem kleinen, einstöckigen Seitenschiff, das zum Burghof hinausragte. Die Kapelle schließt direkt an den runden Glockenturm an, der aber auch einen Zugang vom Hof aus besaß.
(Unteres) Tor
Anders als bisher angenommen gehen wir heute davon aus, dass mit Tor ein eigenständiges, der Burg vorgelagertes Gebäude gemeint ist, denn in anderen Quellen wird von einem „Unterm Thor“ und „springenden Torcasten“ gesprochen.
Schanze
Die vorgelagerte Schanze wurde um 1700 herum wohl nicht mehr genutzt. Auf den beiden Stichen von Wening (1701) ist sie durch Bäume zugewachsen. Sie stammte also aus früheren Zeiten, als sie noch zu Verteidigungszwecken gebraucht wurde.
Weiterführendes
- Neueste Forschungsergebnisse sind unter Downloads zu finden.
- Die angesprochenen historischen Quellen sind in Ey wer so schön sing‘ darin – Der Untergang der Hohenburg enthalten.