Vorgeschichte: Spanischer Erbfolgekrieg (1701–1714)

1691

Max II Emanuel,

3. Bayer. Kurfürst, der stets auf die Königswürde bedacht war, wird vom kinderlos gebliebenen spanischen König Karl III zum Generalstatthalter der spanischen Niederlande (Belgien) ernannt.

1698

vermacht Karl III dem 6-jährigen bayer. Kurprinzen das Königreich Spanien mit sämtlichen Besitzungen in Mittel- und Südamerika. Der Knabe stirbt aber ein knappes Jahr später, und die Aussicht auf eine großpolitisch bedeutende Rolle der Wittelsbacher ist ausgeträumt.
Der Neffe Max II Emanuels und Enkel des französischen Königs Ludwig XIV sowie dessen künftiger Erbe, Phillip v. Anjou, wird nun als Erbe Karls III eingesetzt. Karl III stirbt 1700, und Spanien fällt damit Frankreich zu.

1701

schließen sich unter Kaiser Leopold I Österreich, Preußen, Portugal, Savoyen, Dänemark, Württemberg, Braunschweig, Hessen-Kassel, die Niederlande und England zusammen, um eine Bedrohung des europäischen Gleichgewichts durch eine solche Weltmacht abzuwehren (Haager Allianz). Ziel ist eine Teilung des Erbes – Bayern wird nicht mehr erwähnt. Bayern, obwohl Teil des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation, verbündet sich mit Frankreich. Max II Emanuel erhofft sich dadurch zumindest den Besitz der spanischen Niederlande. Alles Land, das im kommenden Krieg dem Kaiser in Wien abgenommen werden kann, soll an Bayern fallen, Franken und Schwaben annektiert und Max Emanuel bayerischer König werden.

1702

überfällt Max II Emanuel die freie Reichsstadt Ulm und beginnt damit die Feindseligkeiten. Hauptkriegsschauplätze sind Oberitalien, die spanischen Niederlande, Spanien und Süddeutschland. Im südbayerischen Raum kommt es anfänglich nur zu unbedeutenden Grenzgeplänkeln, bis bayerische Truppen in Tirol einfallen.

1703

werden strategisch wichtige Schlachten in Tirol verloren.

1704

schlagen England und Savoyen ein französisch-bayerisches Heer bei Höchstätt. Die Franzosen müssen sich aus den eroberten deutschen Gebieten zurückziehen. Max II Emanuel setzt sich in die spanischen Niederlande ab, deren Generalstatthalter er immer noch ist.
Ab Spätsommer 1704 beginnen kaiserlich österreichische Truppen in Oberbayern einzufallen.

1705

Der Nachfolger von Kaiser Leopold I, Joseph I, besetzt im Mai 1705 München und das Oberland. Stete Repressalien durch die kaiserliche Verwaltung und schwerste Gewalttätigkeiten der Truppen führen zum Aufstand der Bevölkerung, welcher in der bekannten „Sendlinger Mordweihnacht 1705“ gipfelt.
Unter der Vorgabe, Aufständische hätten sich dort mit Waffen versorgt, erfolgt die Einquartierung von Soldaten auf der Hohenburg.

Sendlinger Mordweihnacht, Votivtafel in der Kirche in Egem am Tegemsee

Der letzte Tag der Hohenburg (20.07.1707)

9 -10 österreichische Soldaten – die „Husaren“ und ihr Befehlshaber, ein Leutnant – haben einen Teil der Räumlichkeiten beansprucht, von dem in den Quellen nur als „Cassarmen“ (Kaserne) die Rede ist. Hofmarksrichter Josef Mayr und sein Schreiber Anton Häring erledigten die Schreibarbeit. Gearbeitet wurde, bis alles erledigt war. Darüber wurde es spät:

„An dem Vnglickhstag in der Nacht vmb 3 Vhr hat der Schreiber vnd Schloskhnecht vor ihrer Cammerthür 2 mal gehen hören, darwider gerueffen vnd khein andtw[ort] Bekhomen. Vnzweiflich haben sye [die Husaren] auf der seithen bei meiner [Mayrs] Feur legen wolln. Ich vnd der Schreiber haben bis 1/2 3 Vhr geschriben.“


Untergang durch Brand (21.07.1707)

Wenige Jahre (1701) vor der Zerstörung der Burg, fertige Michael Wening einen Kupferstich der Hohenburg bzw. Hochenburg an.

Hohenburg Brand 1707

An diesem Vormittag war der Schlossbaumeister Hans Steinhauser gerade im Freien beschäftigt, als das Feuer ausbrach:

„Der Oeconomiebaumeister des Schlosses, eben auf dem Felde beschäftigt, bemerkte den Ausbruch des Feuers ober jenem Saale, in welchem die Husaren Pasevierten [? etwa: untergebracht waren] und daß sich dasselbe von da nach der Wohnung des Richters verbreitete.“

Das Schloss hatte ein Schindeldach, das in kurzer Zeit von den Flammen ergriffen war und in die inneren Räume stürzte. Vom Funkenflug des Feuers war auch der tiefer gelegene Bauhof bedroht gewesen.
Der Baumeister befasste sich daher mit seinen Leuten hauptsächlich mit der Rettung des Bauhofes, konnte aber auch diesen nur mit viel Mühe durch fortwährendes Begießen mit Wasser schützen:

„Gotlob: vnnd danckh gesagt, das[s] gleichwoll der Pauhof ist von den vmbgeflognen Feursflamen errettet worden, worauf ich auch sonder acht genohmen vnnd 6 bis 8 Man stets auf der Tachung zusizen vnnd solche zu begiessen bevolchen, zu Beitragung des Wassers auch etliche Man verordnet habe vnd wann diese hefte gleich entrathen: mithin den aändern zu soluierung [Sicherung] der Schlossachen zugeben können, hette sich etwan yber die schazreiche Registratur vnnd Bibliothec [hinaus] auch anders noch mehrer herausbringen lassen. Gott hat es aber nach dero-willen geschechen lassen, wohin alles zu bevelchen ist.“

Man kann herauslesen, wie wichtig es dem Richter war, zu erläutern, dass was und wie er es getan und angeordnet hat, wohlüberlegt und richtig war. So konnte er die wichtigsten Unterlagen, nämlich die Registratur, die er als „schatzreich“ bezeichnet, und die Bibliothek retten.
Da die Rettung des Bauhofes aber auf den Baumeister zurückgeht, stellt die Frage, ob der Richter möglicherweise gar nicht anwesend war und die Entscheidung des Baumeisters, weil er früher vor Ort war, als seine eigene ausgab oder den Baumeister dadurch in Schutz nahm.


Die Tage danach

Schon am 22. Juli 1707, erhielt der Burgherr die Nachricht seines Verlusts durch den Hofmarksrichters Kondulationsbericht und ebenso rasch scheint auch das Landesgouvernement in München hiervon Kenntnis bekommen zu haben. Denn dieses ließ, bereits am 23. Juli 1707, an den Pflegskommissär Jakob Molitor, nach Tölz den Auftrag ergehen über die Ursachen Erfahrung einzuholen.

In den Tagen nach dem Brand hat man versucht, zu retten, was zu retten war.

„[…] vnnd hierauf im Schlos zu Aufraumbung Zinn-, Kupfergeschirrs vnnd Eisenwerchs, auch anders mehr zu vndersuchen angestelt, worbey mich auch von anfang bis zum ende selbsten befunden habe; was das gefundene Kupfergeschirr betrifft, ist solches zimblich verbrendt vnnd zusamben geschlagen, welches mit dem Eisenwerch habe in dem herobern Schloskeller verwahren lassen. An Zünngeschirr ist noch nichts gefunden worden, weill sich dis zerschmolzen vnnd in die Tieffe verreith [verlaufen] haben würdt, gestalten [bei dieser Bewandtnis] auch das meinige [sein eigenes Zinngeschirr] völlig eingebisst [eingebüßt]; sonsten hat sich in der gdigen. Frauen Gräfin Zimmer nichts finden lassen, als beykommet zerschmolzene Portten; es seint zwar 4 Kaltnussen [kleiner Kellerraum], als eine in der gdigen. Frauen Zimmer hinunter zwischen des Gerichtsstibls vnnd Capellen, die ander, in Speis-Gewölb zwischen der Holzcammer, die dritte in meiner gewesten Cammer vnnd 4te hinder dem altar ausgraben, darin aber nit das geringste gefunden worden, mit dem werde ichs also ohne weitter[e] gdige. Anbefelchung beruhen lassen bis etwan die zeit kommen, das ybrige Gemaurwerch gar abgebrochen vnnd der Vrpau entfiehrt wird, sodann will ich nit zweiflen, es mecht sich ein mehrers zeigen.“

Graf Hörwarth antwortete, indem er neben den Bericht seines Hofmarksrichters aufschrieb:

„Ist hieran schon recht beschehen, das Zün mues zerschmolzen, aber an selbigen Ohrt alles beysammen sein, deme dan auch nachzusuchen vndt werdet Ihr dasjenige gleichfals findten miessen, alsdan man das Schloss spören vndt öffentlich verruffen lassen, es solle sich kheiner bey exemplarischer Bestraffung mer hinein begeben, Ihr seyt dan [außer Ihr seid] selbst darbey. Die erste Khaltnus wäre mir selbsten nit bewust, woll aber die bey der Bibilotec gegen der Khasten Stiegen vndt die andre.“

Man muss annehmen, dass die Brandstätte geplündert wurde, wie es ein „Verrueff“ (Aufruf) nahelegt.Und tatsächlich haben daraufhin vier Personen entwendete Sachen zurückgegeben. Alles aber, was man gefunden und gerettet oder zurückbekommen hat, musste irgendwo untergebracht werden:

  • Das Kupfer- und Eisengeschirr, das man gefunden hat, wurde im „herobern“ Keller [verm. Im Bauhof] verwahrt.
  • Die Bibliothek kam auf das Dach[-geschoß] des Benefiziatenhauses und die alte Registratur in das unterste Stübl des Waisenhauses [Hotel Post]
  • Der Hofmarksrichter musste sich im Benefiziatenhaus neu einrichten. Dabei ging es am allerwenigsten um ihn persönlich, sondern um die Aufgaben, die ja weiterhin erledigt werden mussten: Verwaltung, Rechtssprechung, Beurkundungen. Doch nicht einmal „yber winter“ blieb Mayr im Dienst. Im Februar 1708 entließ ihn Graf Ferd. Josef von Hörwarth, nach Stephan Glonner, weil er „ganz unrichtige Amtsrechnungen“ geführt hat und „den vielen Arbeiten dieser Jahre“ nicht gewachsen war.